…geht von Beginn an sehr offen damit um, dass die Quellen der Geschichte um Aufstieg und Fall von Tonya Harding allesamt auf die eine oder andere Art fragwürdig sind, und wählt deshalb zurecht die Mittel der Parodie, Satire, mitunter gar Groteske zuungunsten einer klassischen Sportlerbiographie, um ein düsteres Bild von Leistungsgesellschaft, sozialer Schere und häuslicher Gewalt zu zeichnen. Dabei ist der Ton bisweilen grenzwertig zynisch und gerade menschlich monströse Figuren wie die von der aber so was von zurecht mehrfach ausgezeichneten Allison Janney gegebene Mutter laufen nicht selten Gefahr, aufgrund ihrer Schrulligkeit, den guten One-Linern und der schmissigen 80er-Mucke latent verniedlicht zu werden, aber hat man sich erst einmal auf ebendiesen Ton eingelassen und schafft es, diese immer wieder sehr witzige Abrechnung nicht zuletzt mit sämtlichen Underdog-Film-Klischees zu goutieren, werden wundersamer Weise auch die Figuren immer plastischer, menschlicher, anrührender und wird das Drama ernster, existenzieller, bitterer. Und mei, was für ein Ensemble! Sebastian Stan versinkt mal wieder bis zur Unkenntlichkeit im toxischen Loser, dessen Skrupellosigkeit wie Dummheit nur von seinem besten Freund überboten werden (wer glaubt, dass Paul Walter Hauser hier overactet, hat noch nie ein Interview mit dem echten Shawn Eckhardt gesehen). Und ich bin heilfroh, mit Margot Robbie nach Jahren endlich mal wieder eine Newcomerin zu haben, bei welcher ich den Hype voll und ganz nachvollziehen kann, ist sie nicht nur eine fantastische Schauspielerin mit Mitteln zum Niederknien, sondern auch noch eine so ganz und gar eigene, eigensinnige Type, dass man nicht wegschauen kann, geschweige denn möchte.
D.C.L.