…ist ein komplett experimentbefreites Bond-Surrogat aus dem Setzbaukasten, in welchem alles, aber auch wirklich alles, was irgendwie an die Filmreihe gemahnt, brav abgespult wird und in dem wie aus der Zeit gefallen Männer noch Männer und Frauen noch Trophäen, die es zu bestaunen, vögeln und retten gilt, sind.
Ganz ehrlich gesagt ist er damit stimmiger als die letzten beiden Werke, die irgendwie versuchten, diesen wandelnden Anachronismus ins neue Jahrtausend zu retten, was nur, dafür brillant, „Casino Royale“ gelang, weil dem das ganze Zitiergehampel, welches nach all den Jahrzehnten doch selbst für Fans arschlangweilig geworden sein müsste, an ebendiesem vorbeiging, da er lieber eine Geschichte von Liebe und Verrat erzählen wollte, die im Gegensatz zum Frauenbild von „Spectre“ wirklich zeitlos ist.
Dass der Film dabei die Chuzpe besitzt, genau dieses Hängen an der Vergangenheit bei vergeblichem Versuch, sich davon zu emanzipieren, mit Brachial-Symbolik des ausgebrannten MI6-Tempels vs Doktor Moriartys neuem Cinemaxx-Center zu thematisieren, ist dabei noch der einzig spannende Aspekt seines erschreckend vorhersehbaren Standartplots.
Ein bisschen schade um den wie immer tollen, aber heillos spielerisch unterforderten Daniel Craig und dem sonstigen Edelcast sowie der ein oder anderen feinen, weitestgehend handgemachten Actionsequenz ist es allemal, auch hat Mendes seit der fliegenden Mülltüte nicht verlernt, wie wunderschöne Filmbilder gehen. Aber dieses Fossil ist nicht mal im Ansatz so selbstironisch und lässig altmodisch wie die „Mission Impossible“-Reihe, in welcher Tom Cruise einerseits im Gegensatz zu Bond ein wirklich guter Agent ist (das Ausmaß an sinnloser Zerstörung bei marginalem Erfolg wird langsam aber sicher zum heimlichen Running Gag bei Bond), er andererseits aber nicht mehr so tun muss, als wäre er jung, groß und allmännlich.
Und allein der Umstand, dass „Spectre“ mich dazu brachte, in einem Satz die Worte „Tom Cruise“ und „selbstironisch“ zu kombinieren, wurmt mich dann doch ein wenig.
D.C.L.