…bewirbt sich selbst als die „spirituelle Reise eines 90-jährigen Atheisten“ und würde als solche schon genug skurrile, weise, komische wie melancholische Momente auf dem Habenkonto vorzeigen können, um als liebenswertes Außenseiterdrama jeden Cent wert zu sein.
Nun wird der titelgebende Greis „Lucky“ aber zudem noch von Harry Dean Stanton gegeben, eben jenem Charaktergesicht, welches seit Jahrzehnten ständig und überall im US-Kino auftaucht und dessen Tod im September vergangenen Jahres trotz seines methusalemischen Alters und seiner nicht gerade gesunden Lebensweise irgendwie zu früh anmutete.
Dieser Film ist der große, fulminante Schwanengesang für Stanton, den großen, ewigen Nebendarsteller, der trotz oder gerade wegen seiner kurzen Auftritte immer im Gedächtnis blieb, der als erstes vom „Alien“ gefressen wurde, welcher ganz am Ende der „Straight Story“ als der auftauchte, um den es überhaupt ging und der in Tom Waits morbider Quäker-Geschichte in „7 Psychopaths“ einen Mann bis in die Hölle und zurück verfolgte. Hier darf er noch einmal eine überlebensgroße Show bieten, darf „Volver, Volver“ schmettern, bis die Tränendrüsen nachgeben, unerhört sinnlich hunderttausend Zigaretten rauchen, als wären sie heimliche Geliebte, über Sinn und Unsinn des Lebens sinnieren und verzweifeln und schließlich am Ende doch noch einmal mit verschmitztem Lausbubenlächeln in die Kamera grinsen.
Kein Wunder, dass es sich die besten Freunde, darunter so kleine Namen wie David fucking Lynch, nicht nehmen lassen, für diese letzte große Fiesta vorbeizuschauen und mitzuspielen.
Wunderbarer Abschied von und mit einem, der fehlen wird.
D.C.L.