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Channel: The Cronicles of D.C.L. - Resurrection
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Collateral…

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…ist schon seit langem eine ganz persönliche Herzensangelegenheit von mir, und es tut gut zu sehen, dass er bei der heutigen Sichtung auch nach Jahren der Abstinenz nichts von seiner Strahlkraft verloren hat – im Gegenteil.
Wie Michael Mann es versteht, im Prolog mit Jamie Foxx und Jada Pinkett Smith die komplett in sich geschlossene kleine Geschichte eines Taxiflirts zu erzählen, die als Kurzfilm schon ein Genuss wäre und die erst am Ende, wenn wir längst in einem gänzlich anderen Genre sind, wieder aufgegriffen wird, wie er uns mit auf die Reise durch das nächtliche L.A. nimmt und jenseits der finsteren Haupthandlung die Schönheit, Melancholie und Poesie eines Autos mit zwei auf sehr unterschiedliche Weise einsamen Insassen, das sich durch mit der Zeit immer menschenleerere Straßenschluchten einer Stadt bahnt, die sehr wohl schläft, feiert (ein Glück, dass die ursprüngliche Idee, New York City als Handlungsort zu nehmen, fallengelassen wurde!), wie die minutiös durchgeplanten, traumhaft virtuosen Bild- und Schnittarbeiten plötzlich pausieren für eine Szene, die, wie ich immer vermutete und nun dank Wikipedia endlich bestätigt bekommen habe, aus dem Nichts und völlig ungeplant daherkam, und die sich doch so stimmig in den Film einfügt, als wäre sie schon immer als Moment gewordener Subtext durch die Köpfe aller Beteiligten geschwebt, wie Tom Cruise es mir echt schwer macht, nicht zu bedauern, dass er nicht öfter Schurken gespielt hat, da es in all seinen sonstigen Heldenrollen so schwer fällt ihn zu mögen, während es hier, wo er so gar nicht um Sympathien buhlt und durchgehend schreckliche Dinge tut, wiederum gar nicht so leicht ist, nicht seiner ihm schon immer eigenen inneren Leere zu verfallen, die inmitten seiner nihilisten Kalendersprüche und der schieren Größe der ihn umgebenden Welt einfach wahnsinnig sexy ist, wie Jamie Foxx in seiner für mich besten Rolle den Jedermann zu enden alle Jedermänner gibt, so mimikrisch hinter seinem Schnauz und der Brille verschwindet und dabei doch so pur und unprätentiös Mensch ist, dass ich mich tatsächlich dabei ertappte, wie mir ganz am Ende des Filmes während der gut zehnten Sichtung in elf Jahren allen Ernstes der an sich komplett unsinnige Gedanke durch den Kopf schoss: „Ist das nicht Jamie Foxx?“, wie Mark Ruffolo, Javier Bardem und Jada Pinkett Smith ebenfalls schon so lange in dieser Welt zu Hause zu sein scheinen, dass ich bei ersteren keinen Schimmer mehr hatte, dass sie überhaupt mitspielen, wie Michael Mann schließlich und endlich Action inszenieren kann, die roh und wuchtig ist, keine Gefangenen macht und den Adrenalinpegel genauso anzuheben weiß, wie seine retardierenden Momente zum Schwelgen und Träumen einladen – all das bestätigt mich darin, dass „Collateral“ ein verdammt großartiges Werk und einer meiner absoluten Lieblingsfilme für die Jahreszeit ist, in der die Seele wieder anfälliger wird für Gefühle, wie sie nur die Nacht hervorrufen kann.

D.C.L.


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