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Channel: The Cronicles of D.C.L. - Resurrection
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Die Schöne und das Biest (2017)…

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…adelt im Nachhinein das Zeichentrick-Original aus den 90ern auf vielen, nein, allen Ebenen, angefangen leider ausgerechnet in dem Bereich, in dem ein Realfilm theoretisch der Animation überlegen sein sollte, der Erschaffung einer haptischen, glaubwürdigen Welt. Es ist auch ein bisschen gemein, ausgerechnet dem Werk huldigen zu müssen, dessen Atmosphäre ihn bei aller durchaus berechtigten Kritik zu einem der ganz großen Meisterwerke werden und bleiben ließ, aber die Mischung aus so mittelgutem CGI und TV-Sets, in denen sofort klar erfühlbar ist, dass hier noch niemals jemand wirklich gelebt hat, ist dann doch eine Spur zu viel des Mediokren. Auch wirken die beseelten Gegenstände, die seinerzeit noch voller Leben und Charme waren, seltsam lieblos gestaltet und animiert (kam aber gestern auch nicht in den Genuss der prächtigen englischen Stimmen). Vielleicht sind das ja die Gründe dafür, dass Hauptdarstellerin Emma Watson hier die überwiegende Länge des Filmes an der Grenze zur Frechheit schauspielert, von gelangweilt-schlaftrunken über lustlos-unwillig bis hin zu milde-amüsiert alle Facetten der gerade erst Aufgestandenen auslotet und erst ganz am Ende, an dem der Film dann auch spürbar Fahrt aufnimmt, aufwacht und zumindest in Ansätzen zeigt, warum sie als eine der großen Hoffnungen des jungen Hollywoods gilt. Hilfreich ist es da nicht, dass die Antwort auf die alte Frage, welchen Namen das Biest denn nun in Wahrheit trägt, hier klar lauten muss: Jean-Luc de Uncanney Valley.
Wesentlich amüsanter, mitreißender, spaßiger ist da Luke Evans als Gaston, der zusammen mit seinem hier ungemein schnuckeligen Sidekick Josh Gad jede Szene mit Lust, Präsenz und dem genau richtigen Maß an Cheesyness veredelt, an sich reißt und dabei den blassen Rest an die Wand spielt, so dass er dabei fatalerweise eine lange Zeit über der heimliche Held des Filmes ist, und das auch völlig zurecht. Konnte ich schon in der Zeichentrickversion nie so ganz begreifen, warum ich eher für das Arschloch mitfiebern soll, dass erst einem alten Mann und dann einer jungen Frau die Freiheit nimmt, bis er sie rumgekriegt hat, als für den Dorfschönling, der nach einer klaren Abfuhr kein großes Zinnober macht, sondern schmollend ins Wirtshaus geht, so wird dieser Punkt durch Evans Charme und die Tatsache, dass seine „Noooo oooooone fights like Gaston…“-Nummer (gern geschehen für den Ohrwurm) die einzige auf weiter Flur ist, die nicht nur mithalten kann mit der gezeichneten Variante, sondern auch noch das richtige Maß an neuen, spaßigen Einschüben mit sich bringt, um das Erlebnis noch eine Spur unterhaltsamer werden zu lassen, nur noch evidenter.
Das haben sich dann auch die Schreiberlinge gedacht und grätschen Evans in der Mitte des Filmes mit einer sackgesichtigen Aktion aus dem kompletten Nichts rein, die alles übertrifft, was das zu Papier gekritzelte Pendant so an Schandtaten verbrach und die dabei genauso unangebunden wirkt, wie die plötzliche Verwandlung des Biests, welches vom Haustyrannen innerhalb eines merkwürdig geschnittenen Wolfskampfes zum Schmusekätzchen mutiert. Überhaupt verzettelt sich diese Variante viel zu sehr im Versuch, eine im Kern fragwürdige Geschichte so zu erzählen, dass sie den schon immer wichtigen, leider erst seit kurzem offen ausgetragenen Diskursen über Emanzipation und männlicher Gewalt entspricht und Rechnung trägt, so dass die Dramaturgie mitunter völlig flöten geht und, schlimmer, dieser Widerspruch am Ende unangenehmer berührt als im Trickfilm, welcher auch versuchte, die schlimmsten Sexismus-Klippen des Märchens behutsam zu umschiffen, dabei aber nie vergaß, dass es Aspekte gab, die im Interesse einer stringenten Geschichte nicht schöngeplappert werden konnten, und damit mutiger und stimmiger wirkte, als das nicht Halbe und nicht Ganze, was die Neuverfilmung zum Thema beizutragen hat.
Ich empfehle, die zehn Euro für die Kinokarte in einen Netflix-Monat zu investieren und sich dort das Original anzusehen, welches mich teilweise wieder besseren Wissens immer wieder kriegt, weil hier Musik (!!!), Bild und Schnitt zu einem kleinen Wunder verschmelzen, welchem die Realverfilmung völlig vergeblich hinterherhechelt.

D.C.L.


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