…ist einmal mehr ein Vertreter eines Subgenres, welches ich mir vor kurzem ausgedacht und „alte Männer dekonstruieren ihr filmisches Werk“ getauft habe. Die Vertreter reichen von Lynch mit seiner grimmig vor sich hin mäandernden dritten „Twin Peaks“-Staffel über die Coen-Brüder und ihrer immer wieder im narrativen Nichts endenden „Bagger Vance“-Legende bis hin zu Godard, welcher mit seinem wüsten, im wahrsten Sinne zerstörungswütenden „Bildband“ aber noch das mit Abstand aufregendste, ambitionierteste, trotz allem Hang zum Prätentiösen spannendste, nachhaltigste Werk lieferte – so viele Ebenen, so viel Subtext, so viel Intertextualität überfordert nicht immer, aber eben auch immer wieder auf die genau richtige Art und Weise.
Und nun eben Jarmusch, welcher auch nie Gefahr lief, allzu stringent und sinnstiftend zu erzählen (meine das in dem Fall nicht nur wertfrei, sondern positiv), der hier aber im letzten Akt seines Zombiefilms endgültig jenem puren Nihilismus die Tür aufhält, welcher durch seine genauen, liebevollen Betrachtungen von Menschen und ihrer Schrullen früher zumindest gedämpft wurde. Diesen warmen Blick spürt man noch in der für mich totkomischen ersten Hälfte, welche nur feiern kann, wer ein Lachzentrum besitzt, das sich auch immer dann ausgiebig gekitzelt fühlt, wenn der Witz keine Pointe hat, sondern in seiner Verweigerung einer Pointe ebendiese ist – möchte mit diesem unnötig kompliziert formulierten Satz eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass ich mich königlich über eine erste Hälfte amüsierte, welche andere bestimmt sterbenslangweilig fanden. Vor allem die armen Geschöpfe tun mir leid, welche eingedenk des tarantinoesken Trailers ein entsprechend cooles Exploitation-Geschnetzel erwartet haben und sich nun mit einem Jarmusch konfrontiert sahen, welcher zunächst mit bewundernswerter Seelenruhe seine Figuren in typischer Jarmusch-Manier einführt und dann lakonisch eine Storyline nach der anderen ganz unspektakulär im Zombiegefresse untergehen lässt – und dabei weder Splatter-Schauwerte noch hintergründigen Suspence bemüht. Dass dabei sämtliche zuvor angedeuteten Plotpunkte komplett ins Leere verlaufen, wäre ärgerlich, hätte sich Jarmusch zuvor wirklich die Mühe gegeben, diesen narrativen Miniaturen irgendeine Form von Gewicht zu geben. Aber im Grunde ist von Beginn an klar: wir werden alle sterben und mittlerweile findet Jarmusch, wir haben’s auch redlich verdient. Damit es auch die Begriffsstutzigsten im Publikum kapieren, darf es der wie immer formidable Tom Waits am Ende noch einmal mit einem großen Kapitalismus-ist-scheiße-Monolog ausformulieren. Dass ich ihm da nicht widersprechen wollte, macht den Holzhammer nicht besser. Apropos formidabel: das gilt für den gesamten Cast, allen voran ein Adam Driver, den ich persönlich wie schon den ollen Gosling so viel mehr mag, wenn er den komischen Dämlack spielen darf (nein, ich finde beide in Dramen nicht dolle, und ja, es gibt Spieler, da ist es für mich genau andersrum). Überhaupt: Dass das alles auch in der wie erwähnt komplett implodierenden zweiten Hälfte erstaunlich gut funktioniert, liegt vor allem an einem brillanten Ensemble, welches einen Film aufwertet, der sonst eine Frechheit wäre. Und anders als einige andere Werke Jamuschs keine von der genialen Sorte.
D.C.L.