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Channel: The Cronicles of D.C.L. - Resurrection
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High Life (O-Ton)…

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…ist ein bei aller in sich ruhenden Erzählweise immer wieder atemberaubender Sci-Fi-Trip durch das Menschsein und darüber hinaus. Dabei ist er in allen Grundzügen seiner Handlung derart unnachgiebig sowie gnaden- und erbarmungslos, dass ich eigentlich versucht sein müsste, ihn die die kürzlich von mir kreierte Kategorie „alte Filmschaffende dekonstruieren Film, Plot und dessen Sinn“ zu stecken. Damit täte ich aber Claire Denis und ihrem paradoxerweise wunderschönen Meisterwerk großes Unrecht. Wo die Altherren Lynch, Coen, Jarmusch u.a. zuletzt immer wieder die persönliche und globale Apokalypse herbei beschworen und währenddessen selten tieferes mitzugeben hatten als einen mal mehr, mal deutlich weniger unterhaltsamen Nihilismus, hört die Altdame Denis auch dann nicht auf, die großen Fragen der Existenz zu stellen, wenn diese im Angesichts des unermeidlichen Nichts scheinbar keine Daseinsberechtigung mehr haben. Selten habe ich eine derartige Diskrepanz zwischen Handlung und Inszenierung gesehen – und sie so wenig wahrgenommen, gespürt. Trotz aller Garstigkeiten, scheinbaren Unmenschlichkeiten, die hier gezeigt und serviert werden, bleibt der Grundton des Filmes immer gelassen, liebevoll. Dabei setzt er voll und ganz auf ein phantastisch aufspielendes Ensemble zuungunsten von größeren Effekten – wobei die paar Weltraumaufnahmen, die dann gezeigt werden, eine mal beklemmende, mal befreiende, immer große Kraft besitzen. So ist der mit Abstand größte Effekt, bei dem ich mich heute noch frage, wie sie das so überzeugend hinbekamen, die Beziehung von Robert Pattinson zu seiner Filmtochter im Kleinkindalter. Wenn dieses innere Band zwischen beiden nicht so komplett glaubhaft rüberkäme, „High Life“ würde über weite Strecken große Schwierigkeiten haben.
Großartiges Kammerspiel, welches die Scheußlichkeiten der Spezies Mensch nicht eine Sekunde ausklammert, ebenso wenig wie die Sinnlosigkeiten des Daseins angesichts seiner Vergänglichkeit, welches sich aber letzten Endes doch als große Liebeserklärung auf beide herausstellt. So unwahrscheinlich das klingt.

D.C.L.


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