…ist ein so rundum und durchgehend gelungenes Vergnügen, dass ich mich nicht einmal fragte, warum es diesen Film angesichts der diversen Spiderman-Kino-Inkarnationen in nur wenigen Jahren überhaupt geben muss. Was bei seiner Prämisse vom „Familientreffen“ der diversen Comic-Versionen im Grunde ja auch kein Wunder ist, hier erklärt durch einen Teilchenbeschleuniger, in dessen Strahl Peter Parker unfreiwillig sieht und somit diverse „Spinnen“ (und ein Schwein) aus verschiedenen Dimensionen in seine Welt zieht. Die ganze aktuelle Reboot-Problematik wird somit nicht nur klar benannt, sondern als Chance begriffen, aufzuzeigen, auf wie viele wunderbare Arten sich eine Idee weiterentwickeln kann und was Abgefahrenes dabei herauskommt, wenn die verschiedenen Evolutionen miteinander interagieren. Dabei ist das ganze ungemein virtuos, originell und wun-der-schön animiert, als hätte hier tatsächlich ein Comic ein Eigenleben entwickelt und sich mit einer Kinoleinwand gepaart. Der von mir (zu Recht!) viel gescholtene 3D-Effekt hat hier zum ersten mal seit sehr langem wieder seine Berechtigung, ist er doch nicht zur puren Angeberei da, sondern verleiht den ohnehin schon sagenhaften Bildern eine Tiefenillusion, die ich drum nur noch begeisterter inhalieren wollte. Und mei, versteht es der Film Action zu inszenieren, die im Gegenteil zu soooo viiiielen Filmen, die sooo gerne cool, stylish und wild wären, wirklich cool, stylish und wild ist, dabei aber durchgehend, selbst in der wirklich surrealistischen Schlusssequenz noch immer und komplett nachvollziehbar bleibt.
Das alles wäre freilich ziemlich egal, wenn die Figuren egal wären. Stattdessen oh Wunder: was für spannende, liebenswerte Persönlichkeiten durch die Bank weg, was für eine behutsame Familiengeschichte zwischen Miles Morales und seinem Vater, was für nachvollziehbare Beweggründe bei Wilson Fisk! Und ehrlich gesagt: das Wunder, dass Morales hier u.a. mit einem middle aged Peter Parker mit Pizzawampe, einem schwarz-weißen Noir-Spiderman aus den 30ern, einem den Looney Toons entflohen zu sein scheinenden Schwein sowie einem Anime-Mädchen, dass mit einer in einem Kampfroboter wohnenden Spinne befreundet ist, gegen das Böse kämpft und das Ganze nicht ein einziges Mal lächerlich anmutet, sondern völlig nachvollziehbar und angemessen, das ist nur zu schaffen, wenn jemand ebendiese Figuren sehr gut kennt, sie liebt und mit viel Gespür für die richtigen Momente einzusetzen weiß (es gibt nicht einen Moment, in welchem der Humor, wenn er mal da ist, deplatziert wirkt).
Ich weiß nicht, ob ich es stark genug zum Ausdruck brachte: dieser „Spiderman“ ist mir der bislang und wahrscheinlich auch für immer liebste. Richtig, richtig tolles Popcornkino!
D.C.L.